Seit September 2020 hat Ruhpolding einen Waldkindergarten mit 15 Kindern, die vor allem eins lieben: Matsch.
Seit September letzten Jahres wuseln auch im Winter „Glühwürmchen“ durch den Wald beim Holzknechtmuseum. 15 kleine Ruhpoldinger im Alter von zweieinhalb bis sechs Jahren bilden die erste Gruppe des neuen Waldkindergartens „Glühwürmchen“. „Obwohl Ruhpolding im Herbst 2020 dringend mehr Kindergartenplätze brauchte, war es, auch wegen Corona, schwer, einen Träger zu finden“, erklärt Viola Henderson, pädagogische Leitung des Waldkindergartens. „Zum Glück traute sich die Gemeinde zu, ihn zu führen.“

Nasskalter Start
Gespielt, gegessen und gelernt wird im Wald und in der ehemaligen Hütte der Waldspielgruppe. Ein Raum mit Tischen, Stühlen und Spielzeug, der aber nur selten genutzt wird: „Die Kinder wollen lieber draußen sein. Egal, bei welchem Wetter“, lacht Viola Henderson und erinnert sich: „Der Start war nass und kalt. Aber das war für uns alle gut, weil wir gleich mit extremen Situationen um-gehen mussten. Auch als wir im Januar für die Notbetreuung wieder öffnen durften und Minusgrade herrschten, waren wir morgens erst Rodeln und später in der warmen Hütte zum Basteln, Spielen und Lesen.“

Die Kinder mögen Regen und Matschtage besonders. „Während die einen in der Freispielzeit Matschsuppe kochen, nutzen andere den Schlamm als Tarnfarbe und spielen Indianer“, erklärt Henderson. Die Erzieherinnen greifen die Interessen der Kinder auf, indem sie den enormen Wissensdurst der Kinder stillen oder zeigen, wie man Knoten bindet oder – wenn viel Zeit und Personal da ist – wie man schnitzt. „Nach dem Morgenkreis machen wir meist einen Ausflug zu einer riesigen Wurzel, einer Waldlichtung oder zum ausgetrockneten Fischbach.

Dabei sind die Kinder für ihre Sitzkissen und Handschuhe selber verantwortlich und müssen im Wald auf sich und die anderen aufpassen. Das fördert die Selbstständigkeit und das Gemeinschaftsgefühl. Auch unsere Waldregeln, wie: Wir essen nur unsere Brotzeit und nichts aus dem Wald oder Nur so weit gehen, wie die Erzieherinnen mich sehen, werden regelmäßig wiederholt“, erzählt Viola Henderson aus dem Waldkindergarten-Alltag. Trotz des langen Lockdowns kommt inzwischen Routine in die Abläufe. Ein Stromanschluss erlaubt jetzt auch kleine Kochprojekte und bringt mehr Licht in die Hütte, und seit März bekommt das Team Unterstützung von Susanne Schwarz, die künftig die pädagogische und organisatorische Leitung übernimmt und bei der Betreuung hilft.

Hoffen auf Einweihungsfeier
Auch die Eltern sind im Waldkindergarten mit eingebunden: „Jede Woche bringt eine Familie morgens den vollen Wasser-Kanister und kehrt am Wochenende die Hütte“, erklärt Viola Henderson und freut sich über das vertrauensvolle Verhältnis mit allen. „Jetzt hoffen wir, dass wir dieses Jahr endlich die Einweihungsfeier nachholen können, die wegen Corona noch nicht stattfand.“

Fotos: Karin Freimoser
Das Glühwürmchen-Team der ersten Stunde (von links): angehende Waldpädagogin Karin Freimoser, Heilerziehungspflegerin Kati Schneider, Erzieherin und pädagogische Leiterin Viola Henderson, Erzieherin Theresa Hallweger