Als Freizeitpark für Besucher interessant bleiben –
der Märchenpark in Ruhpolding schafft das seit Generationen.
Sein Erfolgsrezept erfahren Sie hier…
Als Ernst Schuster und seine Frau die Hörndlsäge um 1967 mitten im Wald entdeckten, war Ludwig Aigner noch nicht geboren. Doch es war der Anfang vom heutigen Märchenpark, denn die Eheleute Schuster kauften das Grundstück um die Säge und stellten Schaukästen auf, in die man 50 Pfennig einwerfen musste, um die Märchenfiguren darin zum Leben zu erwecken.
Heute, gut 50 Jahre später, hat Peter Aigner senior, der den Schusters das Grundstück 1979 abkaufte und erweiterte, sein kleines Paradies längst an den Sohn Ludwig Aigner übergeben. „Mein Vater läuft trotz seiner 83 Jahre noch jeden Tag seine Runde durch den Park und testet jedes Häuschen auf Funktion“, erzählt der 45-jährige
Sohn. „Das hält ihn fit.“ Schon 1997 gab der Senior die Schaukästen und alle Attraktionen, die seitdem dazugekommen waren, an seinen Sohn weiter. Da war der Junior 29 Jahre. „In dem Alter kann man noch viel bewegen und hat noch den richtigen Drive. Die Energie braucht man aber auch für so ein Projekt“, ist Ludwig Aigner überzeugt.

Märchenpark-Besitzer Ludwig Aigner (rechts) macht jeden Tag seine Runde durch den Park und hilft mit, wo er gebraucht wird.
Immer in Bewegung
Um in einem Markt der Superlative wie Legoland und Co. bestehen zu können, muss man immer in Bewegung bleiben. „Jeden Trend darf man deshalb aber nicht mitmachen“, ist Ludwig Aigner überzeugt. „Unsere Attraktionen sind zeitlos und passen in den Märchenpark.“ Bei neuen Attraktionen lässt er sich von allem inspirieren, auch von Bilderbüchern, wie bei der Froschschule. Anregungen von Mitarbeitern nimmt der 45-Jährige dabei sehr ernst. So entstanden im Laufe der Jahre unter Aigner juniors Direktion Anziehungspunkte wie das Kristallbergwerk, die Boxautos, Geburtstagsalm und -baumhaus, die Generationenspiele oder der Niedrigseilgarten, aber auch Parkplatzerweiterung und Elektrotankstelle.

Seite Juli letzten Jahres gibt es
einen Niedrigseilgarten
www.berg12.de Michael Namberger All rights reserve
Dabei folgt Ludwig Aigner einem Ziel: „Wir wollen all jene erreichen, die beim Familienausflug noch mitmachen. Und: Sie sollen gemeinsam erleben, spielen und Zeit verbringen können.“ So entstand die Idee der Generationenspiele, wie das Bogenschießen oder die Maibaumkraxler, wo sich schon viele Familien
im Wettstreit gemessen haben. Auch der Niedrigseilgarten ‘Gratwanderung’, den es seit Juli letzten Jahres gibt, folgt dieser Idee: „Manche Seile sind auf 1,50 Metern Höhe angebracht und natürlich gesichert. Dennoch zu hoch für manche Erwachsene, aber nicht für Kinder, die Höhenangst meist noch nicht kennen. Es ist ein besonderer Reiz, wenn Kinder etwas besser können, das stärkt das Selbstbewusstsein“, erklärt Aigner junior.
Jede Investition will gut überlegt sein, soll sie doch Jahre überstehen: „Hier im Wald altern die Geräte schneller, deshalb muss man immer dahinter sein.“ So sind die täglichen Touren durch den Märchenpark auch für den Junior Pflicht. Was er und seine Mitarbeiter nicht sehen, findet seine Frau, die hauptberuflich ihren Laden in Traunstein betreibt und in Spitzenzeiten hier aushilft. „Sie findet alle Mängel“, lacht ihr Mann.

Manche Kästen sind neu, wie die Zuckerbäckerin.
Tolles Team
Auch das Restaurant ‘Tischlein deck dich’ ist unter der Führung Ludwig Aigners entstanden. Der gelernte Hotelfachmann folgt hier einer weiteren Linie des Parks: Regionalität und Bodenständigkeit. Neben Pommes und Schnitzel gibt es hier Regionales wie Backhendlsalat und Kaspressknödl. Fertigprodukte sucht man vergebens. „Wir kaufen sogenanntes Ursprung-Fleisch, weil wir wissen wollen, wie die Tiere gehalten werden. Milch, Eier, Gemüse und Brot kommen aus Siegsdorf und Ruhpolding. Und den Kuchen backen wir natürlich selbst.“ Zwei Köche führen hier das Regiment.

Mitarbeiter Andy Gruttauer beim Bau der Zuckerbäckerei.
Wie sie, kommen alle zwölf festen Mitarbeiter aus Ruhpolding, Inzell oder der näheren Umgebung und arbeiten hier schon seit Jahren als Köche, Techniker, Schreiner, Zimmerer, Mechaniker oder Maurer. Vier Mitarbeiter kümmern sich auch im Winter um nötige Wartungen und Reparaturen, alle anderen haben in der kalten Jahreszeit andere Jobs, kommen aber jeden Sommer wieder in den Märchenpark. „Wir sind ein richtiger Familienbetrieb, hier hilft jeder mit, sogar Mitarbeiter in Rente kommen, wenn es stressig wird. Wir sind ein tolles Team, überlegen aber deshalb auch genau, wen wir neu einstellen“, erklärt der Chef.

Thomas Christofori (links) und Cäsar Cruz reparieren den Dino.
Geburtstage feiern
Manche Besucher nehmen Fahrtzeiten von zwei Stunden in Kauf, andere nutzen den Park in ihrem Kurzurlaub und manche besuchen den Park bereits in dritter Generation. Auch die Ruhpoldinger kommen mit ihren Kindern „Viele nutzen die Wertkarten, mit denen sie 20 Prozent einsparen“, so Ludwig Aigner. „Da kennt man sich inzwischen persönlich.“
Auch die Nachmittagskarte ab 14 Uhr wird gern mit einem Geburtstag kombiniert. Der findet dann entweder im Restaurant am geschmückten Tisch mit Krone, Geschenk und Bedienung oder für Selbstversorger auf der Geburtstagsalm statt. Hier können die Kinder auch grillen. „Zum Entladen der Verpflegung kann man bis zum Park hochfahren und bekommt einen Bollerwagen für den Weg zur Alm“, verrät der Chef.

Auch die Maibaumkraxler wurden im Märchenpark gebaut.
Benno Stockklauser Reit im Winkl foto@stockklauser.de

Märchenwelt und Zukunft
sind kein Widerspruch
Eröffneten die erste E-Tankstelle in Ruhpolding am Parkplatz des Freizeitparks (von links): Parkbetreiber Ludwig Aigner, Stephan Semmelmayr, Geschäftsführer Chiemgau Tourismus e.V., Christine Haslreiter von der Energietechnik GmbH, Dr. Birgit Seeholzer vom Landratsamt Traunstein, Rolf Stibler, Geschäftsführer der Stromversorgung Ruhpolding GmbH sowie Bürgermeister Claus Pichler.